Die intime Atmosphäre des Werkraum der Münchner Kammerspiele ist ein Glücksfall für “fünf bis sechs Semmeln und eine kalte Wurst“.

Gleich zu Beginn ein ungewöhnliches Bühnenbild, das den Zuschauer sofort in die Szenerie hineinzieht. Fotos in Sepiatönen werden auf einen Voile projiziert, es sind Porträts von Menschen aus dem Volk. Alle dargestellt von Annette Paulmann, Schauspielerin und Regisseurin.

Annette Paulmann  Foto Judith Buss

Seit 2002 gehört sie zum Ensemble der Kammerspiele, ist aber selten auf der Bühne zu sehen, aber nun mit überzeugender Präsenz. Inmitten eines reduzierten Bühnenbildes mit einem Bett, zwei Hocker und einen Glasschrank.

Es geht um das Leben der bayrischen Schriftstellerin Lena Christ, die als uneheliches Kind geboren wurde und in ihrer Jugend nur Schwerstarbeit, Prügel und Hunger erfahren hat.

Fünf bis sechs Semmeln und eine kalte Wurst. Foto Judith Buss
Mit 20 Jahren heiratet sie einen Alkoholiker, trennt sich schließlich und versucht mit “Trockenwohnen” ihre Kinder durchzubringen. Ihre Romane werden bekannt, in nur acht Jahren entsteht ihr gesamtes literarisches Werk. Aber es bleiben 40 Jahre voller Enttäuschungen und Abgründe, das mit ihrem Freitod enden.

Groß im Bild:  Annette Paulmann als Wirtshausgast, eine Weißwurst essend. Foto Judith Buss.

Annette Paulmann als Lena Christ begeistert, sei es mit der beinahe emotionslosen Schilderung ihres harten Alltags und des ständigen Hungers, die Suche nach der Anerkennung durch die Mutter. Wird dann für eine kleine Weile völlig frei, radelt über die Bühne und tanzt.

Annette Paulmann als Lena Christ.

Ein kurzer beglückender Abend in den Kammerspielen. Die nächsten Aufführungen sind am 17. und 18. Januar zu sehen. www.muenchner-kammerspiele.de